3.3. Ökologisch funktioniert anders: Ohne Lust darauf ändert sich nichts

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Lust auf etwas grundsätzlich Anderes – nicht im Sinne von Abwechslung im gewohnten Lebensalltag – ist nicht selbstverständlich da. Sie kommt nicht von selbst. Wir haben uns lange ein eigenes Leben aufgebaut und dabei viel Zeit, Energie und Geld investiert. Das krempelt man nicht mal eben so um.

Warum eigentlich nicht? Wir sind ‚verwurzelt‘ in diesem Leben: Dazu gehört die soziale Vernetzung ebenso wie eine gesellschaftliche ‚Position‘ die wir eingenommen haben. Nicht nur wir haben ein Bild von uns, sondern unsere soziale Mitwelt hat sich ebenfalls eines von uns gemacht. Diese Selbst- und Fremdbilder sträuben sich hartnäckig gegenüber jeder raschen Veränderung.

Das ist ökologisch sogar sinnvoll: Wären andere für uns immer wieder aufs Neue unverständlich oder unkalkulierbar, dann könnten sich Beziehungen und ein Miteinander nicht ausreichend stabil gestalten lassen. Wir sind auf eine gegenseitige Verlässlichkeit in einem Mindestmaß angewiesen. Mündliche Absprachen und Verträge sind ein Abbild solchen Miteinanders. Darüber hinaus –  wo wir oft zusammenkommen, um Lebensbedürfnisse zu befriedigen – sind die persönlichen Erfahrungen im zwischenmenschlichen Alltag eine wesentliche Basis für ein gelingendes Miteinander.

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Grundsätzliche Veränderungen – das was auf lange Sicht nicht mehr so laufen soll wie heute, nämlich besser oder gelingender – betrifft immer unseren Alltag und ebenso den anderer. Es bedarf deswegen der eigenen Überzeugung davon, dass es so wirklich besser funktioniert als bisher. Im Miteinander kann es hilfreich sein, davon auch andere zu gewinnen. Interesse zu wecken ist das Erste: Das eigene ‚Brennen‘ dafür spricht am ehesten unmittelbar an.  Werbung dafür ist eine weitere Verstärkung, doch nur wenn sie willkommen ist.

Bei Grundsätzlichem in der Lebensorganisation ist immer sowohl das private wie auch das geschäftliche Umfeld betroffen. Im Geschäftlichen erscheint es oft einfacher, weil man sich passendere Geschäftspartner suchen kann und somit nur alte Felder verlässt. Doch für mich und dich bedeutet das viel Neuland, also Unbekanntes und Umlernen. Das ist Arbeit und das bedeutet Einsatz von Zeit, Energie und auch finanzieller Mittel. Immerhin bieten sich neue Geschäftspartner gerne an und weisen selbstverständlich (nur) auf ihre Vorzüge hin.

Im privaten Umfeld sind grundsätzliche Änderungen (hier vor allem bezogen auf eine ökologisch ausgerichtete Lebensführung) mitunter weniger willkommen: Der eigene Elan lässt sich nicht so einfach auf andere übertragen – auch wenn wir uns das von Herzen wünschen mögen. Meine Motive und Ziele sind nicht unbedingt die unserer (mehr oder weniger) nahestehenden Mitmenschen. Wenn es aktuell nicht für beide ‚passt‘, besteht die Kunst oft darin, Wege zu finden, auf denen verschiedene Lebensentwürfe ihren eigenen Weg so beschreiten können, dass jede Seite die andere in ihren Grundzügen respektiert und gewähren lässt. Was nicht gemeinsam passt, kann dennoch für einen von beiden gelten und von ihm gelebt werden, während der andere sich nicht in diese Richtung gedrängt oder gar verpflichtet sehen muss. Kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-Als-Auch kennzeichnet dann eine Strategie des Gelingens für beide Seiten. Leben und leben lassen!

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Was macht ‚Lust‘ auf Veränderung? Im Bereich der Ökologie, im weitesten Sinn des gelingenden Umweltschutzes, gehören zunächst einmal eindeutig schlechte Erfahrungen. Was mir stinkt, was mich belästigt, was mich beeinträchtigt, behindert und meine Gesundheit schädigt: Das ist die Mutter allen Willens zu Verbesserungen. So nicht! Das sagt es dann von innen heraus.

„Was läuft denn hier eigentlich schief?“ lautet die Frage zu Beginn. Das Übel wird näher betrachtet; seine Fehlfunktion für mich und dich will erkannt werden. Ist das gelungen, beginnt die Suche nach Alternativen, die diese Übel nicht nach sich ziehen. Eine Veränderung in die ‚bessere‘ Richtung bedeutet dann Erfolg.

Es folgen die ‚Aber-Geister‘: Ein anderer Weg beinhaltet meist Verzicht auf Gewohntes und Liebgewonnenes. Das erzeugt innere Widerstände, die von unserer sozialen Umgebung und von Seiten der Anbieterwelt mit Freuden verstärkt wird: „Du darfst gerne so bleiben wie du bist!“ lautet die Botschaft.

Gelingende Veränderung bedarf bei dir und mir mehr als nur Einsicht und Willen; wir müssen sie geradezu herbeisehnen und sie vor unserem inneren Auge lebendig werden sehen. Sie soll uns ‚ansprechen‘ wie ein für dich oder mich attraktiver Mensch. Ein gewisser Zauber hat für uns davon auszugehen – von diesem inneren Bild einer andersartigen Welt und eines anderen Handelns und Lebens in ihr.

Um die inneren Bilder, diesen ‚Zauber‘ zu gewinnen, sind z. B. Bücher, Filme, Internetbeiträge und Begegnungen mit Menschen hilfreich, die genau das Angestrebte versuchen und verwirklichen. Das regt an, das belebt, das erzeugt Lust darauf, selbst ein Teil dieser Veränderung zu werden. Lass sie an dich heran und in dich hinein!

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Gemeint ist damit nicht nur so etwas wie die vorangehende Werbung, die einfach unsere vorhandene natürliche sexuelle Anlage mit treffenden Bildern stimuliert, um dann unsere so erschlichene Aufmerksamkeit eindeutig  zu anderen Zwecken, nämlich geschäftlich für ganz anderes auszuschlachten. Solche Trickserei ist zwar in der Evolution ebenso gebräuchlich, doch in erster Linie für Beutefang und Paarung. (Du glaubst nicht, wie schnell ich ein solches Bild aus hunderte herausfinde!) Doch um so kurze, mitunter lebensentscheidende Momente geht es hier nicht; es soll doch um den Umbau von langfristigen Strukturen gehen.

Völlig kontraproduktiv dabei ist jedes Ausmalen dessen, was du und ich in Zukunft nach einer grundsätzlichen Lebensänderung nicht mehr erwerben und nutzen dürfen; was wir nicht mehr tun können und dergleichen. Das ist negative Motivation und wirkt wie jedes Verbot: Es erzeugt inneren Widerstand – bei jedem!

Machen wir uns gegenseitig Lust auf eine Lebensführung, in der du und ich dem Leben gerne dienen und uns als Teil dieser herrlichen Welt einordnen! Als ‚Herrscher‘ über Natur und Welt haben wir jedenfalls absolut versagt.