0.11 Genormt oder wild? Staatstreu oder außerhalb seiner Reichweite?

März 2021: Eine zeitliche Auffrischung des Grundthemas dieser Website hat neue Fragen aufzuwerfen. Während es mir bei der Hauptseite auf eine möglichst positive Selbstdarstellung ankam, ist es nun Zeit für eine Gegenvariante, in der ich gerade die Nachteile beleuchte, die mein Dasein begleitet und mitbestimmt haben.

Der Titel zeigt schon, dass es hier auch um Gegensätze/Widersprüche geht, die in ihrer Schroffheit einem gelungenen Leben ganz gründlich im Wege standen.

(Das Schaf als Sinnbild für Sanftheit, Behütet-Sein, die Herde, die Norm – es stammt jedoch aus ‚wilden‘ Urformen, die der Mensch domestizierte.)

Ich selbst war stets ein behütetes Kind, das sich jedoch auch gerne aus den Fesseln der Beobachtung befreit hat. Individualistisch und geborgen sind zwei Gegensätze, die in mir oft in schroffer Unvereinbarkeit miteinander ringen.

Ich war auch ein Nesthocker, der erst erst mit 24 Jahren endgültig von zu Hause auszog und selbst dann finanziell immer noch weitere 2 Jahre abhängig von den Eltern war. Gleichzeitig hatte ich seit meinem 15. Lebensjahr stets ein ordentliches Einkommen, für das ich zunehmend arbeitete. Es finanzierte meine teuren Hobbies, was mit 22 Jahren im eigenen Auto gipfelte.

(Aufgewachsen in einer starken inneren Parallelwelt galten für mich nicht unbedingt die Normen der Umgebung.)

Meine ganz private Parallelwelt war ein wildes Element. Es entzog sich weit gehend sowohl den Eltern als auch Schule und weiteren Bekanntschaften.

Zwischen diesen beiden Polen vollzog sich mein Aufwachsen und Leben in einer inneren und äußeren Welt, zwischen denen es nur wenig Vereinbarung gab.

(Wenn ich zu Fuß oder mit dem Rad umherstreunte, war ich bei mir.)

Zwischen dem von mir praktisch erreichten im Lebensalltag und meinen Resultaten (bis auf die schulischen Noten) gab es zu große Widersprüche zu meinem Nachteil. In Vielem blieb ich darum angewiesen auf die Elternwelt wie auch auf professionelle Anbieter.

In meiner Jugend vermisste ich bereits den Kontakt zu den eigenen ‚leisen Stimmen‘, die nicht von den Gelüsten bzw. Trieben beherrscht waren. So sah ich mich als einen Menschen, der zwar schnell zu körperlichem Wohlgefühl gelangen konnte – der aber nicht gezielt und organisiert zu Zufriedenheit und Lebenserfolg gelangen konnte – für mich gut und möglichst auch nicht zu belastend für meine Mitwelt.

Als trauriges Resultat sah ich mich stark meinen Trieben ausgeliefert und bestenfalls in der Lage, möglichst ‚unschädliche Taten‘ zu vollbringen, wenn ich mir Mühe gab.

(Für Schleimer von außen und für meine Triebe von innen her war ich ein leichtes Opfer – nicht nur für professionelle Anbieter.)

Beruflich landete ich stets im geschützten Raum – sei es als Fernmeldepraktikant bei der Post oder später als Lehrer, der sich auch beamten ließ. Die Finanzen waren somit stets in trockenen Tüchern.

Das war aus zwei Gründen für mich eine passende Entscheidung, bei der jeweils aber auch andere entscheidend mitwirkten: Zum einen hatte ich einen gehobenen Finanzbedarf und konnte mit knappen wirtschaftlichen Grundlagen (mangels Erlernens/Einübens) nicht wirklich umgehen. Zum anderen wusste ich zumindest latent, dass ich einen recht maßlosen, ungesunden Lebensstil entwickelt hatte und mich der Beamtenstatus vor finanziellem Einbruch im Falle einer vorzeitigen Zur-Ruhe-Setzung schützen würde.

(Im Bereich der aufgeräumten Bundeswehr war ich ein störendes Element, das sich für sich selbst immer wieder mit seinem inneren Chaos inszenieren wollte.)

Man kann sagen, dass hier ein bürgerliches Erfolgsmodell für mich und mein So-Sein gut passte: „Du brauchst nur…“ und „du darfst nicht“, stellte einen Rahmen dar innerhalb ich weitgehend das tat, was ich musste und mich dort nicht erwischen ließ, wo mein Treiben nicht in diesen Rahmen passte.

Es ist nicht zu verhehlen, das dieses Modell mich in einer ziemlich passiven Gesamtrolle vorfand: Es verschaffte mir den gewünschten materiellen Wohlstand und große Sicherheit. Doch es fehlte darin weitgehend mein eigenes kreatives Feld, da ich in weiten Teilen nicht genügend den Vorstellungen des ‚erfolgreichen‘ bürgerlichen Modells entsprach.

Hier habe ich anzumerken, dass ich durch meine kurzfristig tätigen Triebe und durch meine viel zu üppige Ernährung samt Alkohol und Zigaretten insgesamt recht träge geworden war…

(Dass große Gemeinschaften ein Eigenleben haben, dass sich ungut auf die Mitwelt auswirkt, wurde mir erst mit etwa 36 Jahren bewusst.)

Was sich durch meine Beamtung zunächst wie eine Problemkösung darstellte, schuf jedoch gleichzeitig anderweitig Probleme: Auch wenn ich davon nichts wusste, so finanzierte sich mein gesichertes Einkommen letztlich aus legalem Raub an weniger bevorzugt Gestellten – sei es hierzulande oder auch in schwach entwickelten Ländern.

Schwach entwickelt meint hier nicht unterentwickelt, sondern den Grad erfolgreicher wirtschaftlicher Vernetzung im Sinne des von den westlichen Industrieländern beherrschten Finanzsystems.

(Mein Umherstreunen wurde mir wiederholt zum Verhängnis. Hier die schwerwiegendste Form mit weit reichenen Folgen für mich und die mit mir Lebenden.)

Was für mich ’schön‘ war, war für andere auf dieser Welt (ohne mein Bemerken, aber dennoch real) alles andere, wenn sie nicht auch auf der Nutznießerseite standen.

War die Finanzierung meines Berufslebens schon durchaus fragwürdig, so ist es die meines Ruhestandes noch mehr: Für sie wurden keine Ansparungen geleistet, sondern dieser wird ebenfalls aus laufenden Steuerzahlungen bezahlt. Für mich gut, aber für die Mitwelt eine zunehmende Belastung.

(Üppig genährt, war ich früh übergewichtig, ohne dafür eine ausreichende Entsprechung im Zwischenmenschlichen aufzuweisen.)

Ein früher Rache-Effekt war bei mir das Übergewicht bei maßlosem Essen und Trinken, auch in Verbindung mit Alkohol und Nikotin. Für das Wohlgefühl ‚auf Knopfdruck‘ bezahlte ich früh auch mit Gelenkschmerzen und Unpässlichkeit am Morgen.

Schwache Antriebe gesellten sich als geistig-seelisches Manko hinzu bzw. waren auch Ursachen für dieses übertriebene Verlangen.

(Ein gewisses Erwachen aus der wohl eingerichteten Familiengewohnheit war 1992 Connys Ausstieg aus dem bisher üblichen Familienurlaub mit Norwegenbesuch. Ihr Ausstieg bewirkte bei mir Opposition und einen Antrieb zu eigener Entwicklung.)

Im Alltagsleben wie auch im Mitmenschlichen war ich es nicht gewöhnt und auch nicht darin geübt, organisiert von A nach B zu gelangen. Dafür benötigte ich Übungsfelder abseits üblicher Beobachter und Kontrolleure bzw. bereit stehender Helfer.

Wohnmobil und Tischtennisgruppe waren Beispiele dafür. Hier war ich jeweils alleine verantwortlich bzw. Organisateur und Schrittmacher. Das Radfahren verlieh mir zusätzlichen Schub.

Körperlich fähig und stabil, konnte ich mich 2007 bis 2016 intensiv dem Wandern bzw. Radfahren widmen. Das galt auch fürs Skifahren/-wandern. Alles das übte ich alleine aus.)

Nun altere ich aber sehr deutlich und kann nicht mehr wie davor gewohnt über mich verfügen. Mich plagt wieder Übergewicht. Dazu kommen auch mehrere deutliche Gebrechen und dadurch eine deutlich geminderte Unternehmungslust.

Das Lebensfeld wird einerseits kleiner – allerdings kommt auch wieder eine größere Nähe mit Conny zustande, die in Rudi nicht mehr den früher gewohnten Halt bzw. die Lebensalternative findet.

(Das Twike steht deutlich für den ‚eigenen‘ Weg außerhalb der Bahnen des Gewöhnlichen auch wenn es ein letztlich gescheiterter Versuch für eine nachhaltigere hoch beschleunigte

Eigenheit war ein wichtiges Lebensthema in meinen vergangenen 25 Lebensjahren. Das Altern wendet diese Richtung hin zu mehr Nähe und Gemeinschaftsleben.

(Selbstzufriedenheit nach weiter, anspruchsvoller Radfahrt in 2008 im Freibad vom norwegischen Gol)

Was macht mich so aus? Da ist einerseits die kühne Erwartung, überall jederzeit willkommen zu sein. Andererseits bedeutet das, mich immer wieder oft für kurz oder lang aus meinen bestehenden Bezügen lösen zu wollen, um bei mir selbst zu sein.

Das macht mich für andere unzuverlässig und auch weniger wichtig. Es verurteilt mich zu einer Statistenrolle am Rande des Lebensspektrums anderer.

Heute arbeite ich daran, andere mehr in mein Leben zu integrieren und mehr in ihr Leben integriert zu werden, weil die Rolle als Randfigur im Alter zu viel von mir verlangt, wenn ich alles selbst hinbekommen muss.

(Der selbst- und fremdkritische Einzelgänger an einem Lieblingsplatz)

In den Bereich der Eigenheit gehört mein Umwelt-Engagement, das politische Interesse wie auch meine Spendentätigkeit und nicht zuletzt auch das Protestpotential im Bereich nachhaltiger Landwirtschaft wie auch Energieerzeugung und auch die umweltfreundliche Fortbewegung.

So wie ich von meiner stets geschätzten Anwesenheit ausging, so war es mir auch selbstverständlich, mit meinen Meinungen woanders willkommen zu sein. Dabei stieß ich dabei oft auf Desinteresse oder auch auf klaren Widerstand. Anders-Sein ist nicht selbstverständlich vermittelbar…

(Dieser Fuchs sah mich vor knapp 10 Jahren in Norwegen kurz an und betrachtete mich so lange nicht als Gefahr für sich, bevor er wieder langsam zurück von der Straße trottete, auf der ich ihn rechtzeitig sah und eine Bilderserie machen konnte.)