1.92 Großjubiläum : nach 12 Jahren erreicht ‚Fahrrad statt Auto‘ 100.000 km

19. 5. 2007 bis 2. 7. 2019

Nach 12 Jahren und 45 Tagen ist es geschafft: Das Projekt ‚Fahrrad statt Auto‘ hat sein Großjubiläum mit 100.000 gefahrenen Radkilometern erreicht. Ich erreiche es mit Dankbarkeit und Demut, denn dessen Gelingen ist ja alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Radfahren bereitet mir seit 1965 Freude und auch die befriedigende Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Ja, auch weiter entfernte Ziele sind mit dem Fahrrad gut erreichbar.

Meine Mobilitätskarriere verlief seit Besitz eines PKW-Führerscheins ziemlich typisch: Ich strebte zur ’sicheren‘, schnellen und bequemen Fortbewegung hin. Gleichzeitig verband ich damit den Kindheitstraum vom ‚Raumtransporter‘, der mich überall hin bringen und in dem ich auch noch schlafen konnte.

 

Über 750.000 Kilometer bin ich seit 1970 mit PKW unterwegs gewesen – 34 Jahre davon mit einem Wohnmobil. Neben dessen schönen Seiten gesellten sich aber stets hohe Kosten, Parkflächenbedarf, zunehmend vermisster Wohnkomfort und nicht zuletzt ein zunehmend schlechter werdendes Umweltgewissen.

Auch ein Schwenk in die frühe Zeit des Elektroautos mit dem Twike bot wegen hoher Kosten und unzureichemdem Servicenetz keine zufrieden stellende Lösung.

Auf diesem Umweg fand ich in 2007, seit 5 Jahren notorisch übergewichtig, zum Fahrrad zurück. Ich wollte es im Alltag statt dem Auto nutzen und so gleichzeitig auch etwas für meine Gesundheit tun.

Mit Zuversicht stieg ich auf das wieder fremd gewordene Tretfahrzeug um. Ich erledigte aber nicht nur die erforderlichen Einkaufs- und sonstige städtischen Wege damit, sondern startete auch Touren ins landliche Umland bis hinein nach Holland. Das bereitete so viel Freude, dass ich es auch mit nach Norwegen nahm, wo dessen Vorgänger ebenfalls einige Touren im Hochgebirge hinter sich gebracht hatte. So fremd war mir das Fahrrad also doch gar nicht wieder gewesen.

Im Übrigen hatte ich nach 2003 mein Wohnmobil nur noch als Schlaf- und Wohnplatz genutzt. Ansonsten diente es für Hin- und Rückfahrt. Im Gebirge wanderte ich entweder oder machte eine Radtour.

      

Das hatte schon immer einen intensiveren Kontakt zur Umgebung vermittelt als das Unterwegs-Sein mit dem Auto, was dabei allerdings auch seine besonderen Reize hatte. Mal schnell nach…….

……Doch diese Reize verblassten zunehmend – war doch die miese Umweltbilanz des Autotourismus immer mehr zersetzend in meinem Bewusstsein präsent geworden.

Doch die zu Fuß oder mit dem Rad erreichbaren Genüsse machten mir zumindest in Norwegen den Verzicht auf motorisierte Fortbewegung immer leichter.

Dass plötzlich ein Fuchs oder ein anderes Wildtier seelenruhig vor einem die Straße überquert, wird mit dem Auto wohl eher nicht ungestört beobachtet werden können. Radfahrer und Wanderer machen eben nicht so viel Lärm und werden darum auch nicht so leicht als störend empfunden.

Das Fahrrad erwies sich für mich wider Erwarten auch als ganzjahrestauglich. Selbst im Schnee machte es eine durchaus gute Figur als Fortbewegungs- und Transportmittel.

Im Alltag also Besorgungsfahrten und Trainingsfahrten – im Urlaub und am Wochenende längere Touren, auch wiederholt über mehr als 100 km am Tag waren möglich. So bildeten sich über Jahre neue Selbstverständlichkeiten und Gewohnheiten aus, die mich dorthin führten, wo ich streckenmäßig heute stehe: 100.000 km mit dem Fahrrad statt mit dem Auto als Großjubiläum.

Das Radfahren ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Es reizt mich nur selten, das Auto vom Parkplatz zu holen.

Mein Gewicht hat sich leider nicht grundlegend geändert, aber meine Gesamtkondition ist sicher besser als vor 12 Jahren geworden.

Ich feiere ganz nüchtern und sachlich, auch wenn 100.000 km mit dem Fahrrad etwas anderes sind als derselbe Tachostand in einem Auto. Doch es ist ja in erster Linie dieses Großjubiläum, dass mich zur Zeit noch einmal auf das fokussiert, was mir seit Jahren zur Selbstverständlichkeit wurde.

Ich wünsche mir für die Zukunft noch bessere Aufmerksamkeit, Gelassenheit und bewusstes Meiden aller wahrnehmbaren Unfallrisiken. In diesem Bereich habe ich noch Besserungsbedarf. Ansonsten freue ich mich auf viele weitere unfall- und möglichst pannenfreie Fahrradkilometer.