‚Tierbefreit‘? Was soll das denn heißen? Würde ich mich als einen Veganer bezeichnen, dann würde das die Sache nicht genau treffen. Ab und zu esse ich etwas von Tieren. Ich habe mich nach einer Zeit relativ strengen Veganertums darauf besonnen, dass auch Pflanzen Lebewesen sind, die ich an die Stelle der tierischen Kost gesetzt hatte. Auch sie kommunizieren, auch sie können leiden; dazu gibt es ausreichend gesicherte naturwissenschaftliche Untersuchungen mit eindeutigen Messergebnissen. Auch Pflanzen leiden – so darf fest erwartet werden – in Monokulturen und Agrarwüsten wie Tiere in industrieller Massentierhaltung.
Darum hier neu justiert: Wenn ich unvermeidlich in einer Welt des ‚Fressens und Gefressen-Werdens‘ leben muss, dann habe ich meine ‚veganen‘ Grundeinstellungen zum Essen und Trinken zu überarbeiten und darauf eine lebensfördernde Ernährung aufzubauen. Was benötige ich wirklich und wieviel? Wann und in welcher Form?
Leben fördernde Ernährung? Die beginnt nicht erst zu Tisch: Wir ernähren uns ständig; Luft für unseren Energiehaushalt müssen wir ständig aufs Neue einatmen. Sie ist unser allererstes Hauptlebensmittel. Bei 20 Atemzügen von je zwei Liter Atemuft (einen ein und einen aus) mit einem Gewicht von 3 Gramm pro Atemzug kommen wir auf ein Tages-Atemvolumen von fast 6.000 Litern mit einem Gewicht von annähernd 9 Kilogramm Gewicht. Was für ein Stoffwechsel alleine von der Masse her! Da kommen flüssige und feste Nahrung bei weitem vom Umfang her nicht mit.
Noch vor aller ‚fester‘ Nahrung kommt als zweites Haupt-Lebensmittel das Wasser, aus dem der Körper zu 65-70% seiner Masse besteht. Wir können nur wenige Tage ohne Wasser überleben; 4-5 Liter Wasserverlust sind bereits tödlich. Zwei bis drei Liter täglich (einschließlich des Wassergehaltes in der festen Nahrung) gelten als gesundes Normalmaß für den Durchschnittsmenschen. Gutes Wasser enthält möglichst wenige Nebenbestandteile; darum bekommt uns mineralarmes Quellwasser so sehr. In den Großstädten gibt es das nicht aus der Wasserleitung; in den üblichen Plastikflaschen kommt es mit allerlei fragwürdigen löslichen Bestandteilen des Kunststoffes wie den hormonartig wirkenden Weichmachern in Berührung. Es lässt sich allenfalls physikalisch aufbereiten wie in Filtern oder Umkehrosmose-Anlagen und mit Hilfe von Magnetismus und/oder Mineralien neu strukturieren, um es in einen naturnahen Zustand zurück zu führen.
Bis hierhin werden mir die meisten sagen: Du wolltest doch über Ernährung schreiben! Richtig, das habe ich bereits zu einem großen Teil getan: Luft und Wasser sind heute deutlich unterschätzte Lebensmittel bei uns; sie werden nicht ausreichend wertgeschätzt.
Ernährung beginnt für die Mehrzahl mit dem, was wir als landläufig als Mahlzeiten bezeichnen. Zu mehr als 95% kommt dieses Essen und Trinken aus konventioneller Landwirtschaft, die hoch industrialisiert ist. Diese laugt Böden aus, vernichtet Artenvielfalt, belastet Pflanzen, Böden und Grundwasser mit gefährlichen Giften. Überdüngung gehört ebenfalls dazu. Ohne große Maschinen und enormen Energieaufwand geht nichts. Fördert diese Art der Bodenbewirtschaftung Leben? Können die Produkte solchen Wirtschaftens gesund sein? Wohl eher nicht: Gesundheitsförderung kann von dort erwartet werden, wo die Erzeuger nicht nur Ertrag und Gewinn im Blick haben, sondern auch das Gesamte im Blick haben: auf Naturzusammenhänge achten, d. h. Vielfalt erhalten, natürlichen Pflanzenschutz betreiben, den Boden und das Grundwasser pflegen, Pflanzen und Tieren eine lebensfreundliche Umgebung bieten. Bei uns geschieht das zumeist im Verbands-Bioanbau, der aber keine Billigwaren liefern kann. In der Preisbildung der konventionell erzeugten Nahrungsmittel tauchen viele Kostenpunkte erst gar nicht auf, da sie anderen ‚aufgebrummt‘ werden: Mitmenschen, Natur und zukünftige Generationen sind dabei ganz legal abgewälzt und anderen aufgebürdet werden.
Außerdem sind viele Nahrungsmittel, die wir kaufen und verzehren, industriell hochgradig verarbeitet, was sie des größten Teiles empfindlicher, aber lebensnotwendiger Vitalstoffe beraubt. Sie sind danach alles andere als ’naturnah‘. Hier beginnt das Fragen nach echten Lebensmitteln. Sie sind wohl eher aus ökologischem Anbau, roh und naturbelassen.
Zurück zum Ausgangspunkt das Leben fördernder Ernährungsweise: Im Vergleich zu den Pflanzen machen die Tiere, wenn man die Gesamtmassen vergleicht, nur einen kleineren Bruchteil aus. Es gibt viel mehr Pflanzliches als Tierisches auf dieser Welt – daran kann auch unsere aufgeblähte Fleischwirtschaft nichts ändern. Ein größeres Tier muss für seinen Körperaufbau etwa das sechs- bis zehnfache seines Körpergewichts – in der Regel überwiegend Pflanzenkost – zu sich nehmen; bei kleinen Tieren verfielfacht sich diese Menge.
Beziehen wir Menschen diese einfache Tatsache auf uns, dann wird eine lebensförderliche Ernährung viel Pflanzliches und nur wenig Tierisches beinhalten. Jede Mahlzeit mit Fleisch, Wurst, Käse, Milch oder Joghurt? Absolut daneben! Überwiegend hoch Erhitztes? Nein, das meiste sollte in rohem Zustand gegessen oder getrunken werden.
Nehme ich noch eines der Grundgesetze der Ökologie hinzu: das Gesetz der knappen Ressourcen, das Sparsamkeit zu einem wesentlichen Grundsatz macht. Genug ist schon beim ersten leichten Sättigungsgefühl und nicht erst, wenn gar nichts mehr hineingeht, ohne dass der Bauch drückt.
(Landwirtschaftswüste unserer hochindustrialisierten ‚Pflanzenproduktion‘)
Auf diesen wenigen Gedanken fußt alles, was in den einzelnen Beiträgen konkret gemacht wird. Ich könnte es auch nennen ‚Ernährung – befreit von den Erwartungen der hoch organisierten, anti-ökologischen Konsumwelt‘. Deren Grundsätze lassen sich so ganz einfach umreißen:
„Ernährung – befreit von den Erwartungen der hoch organisierten, anti-ökologischen Konsumwelt“
- Achte auf saubere Atemluft! Von nichts nimmst du im Tageslauf mehr zu dir.
- Wasser in klarer, sauberer, mineralarmer Form ist dein zweites Grund-Lebensmittel. Reichere es nicht unnötig mit allerlei Geschmacks- und Genussballast an!
- Deine feste Nahrung sollte aus Wildformen oder aus ökologischer Erzeugung stammen. Am reichsten an Geschmack und Gehalt ist sie in roher, maximal mechanisch verarbeiteter Form. Was nur gekocht bekömmlich ist, sollte auch in dieser Form zu sich genommen werden.
- Da Tierisches in der Natur auf unserem Planeten mengenmäßig weitaus weniger vorkommt als Pflanzliches, sollte es auch auf unserem Speisezettel nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Dies noch zum Schluss der Einführung in den Themenschwerpunkt: Ich komme aus einem Elternhaus, in dem gerne und gut gegessen wurde. Dort ging es ausgesprochen genussfreundlich zu, wenn auch zu sehr fußend auf all dem, was heute bekannt ist als Verursachern der heutigen so genannten Zivilisationskrankheiten. Genussrausch und Glück sind i-Tüpfelchen im Alltag; sie sind wie das Tierische die Ausnahme und nicht die Regel. Ich will sie nicht missen und freue mich immer wieder auf sie. Dabei ist auch die ‚gewöhnliche‘ Kost schmackhaft; doch dafür müssen die eigenen Geschmackserlebnisse neu ausgerichtet werden. Gekochtes, Gebratenes, Gegrilltes, Geräuchertes, Gebackenes, stark Gesalzenes oder Gezuckertes haben ihren kulturellen Platz im Bereich der Festtage, die gemeinsam begangen werden.
Noch im Aufbau: Hier und dort findest du die Verlinkung zu meinen bisherigen Beiträgen.