3.6 Wohin soll die Reise gehen und wie? Ein persönlicher Ausblick – meine Mitwelt einbeziehend

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im April 2016

Ich habe hier schon einige Artikel geschrieben, in denen ich eigene Entwicklungen hin zu einer aus ökologischer Sicht weniger destruktiven Lebensführung beschrieben habe. Dabei habe ich meine eigene Herkunft, mein Heranwachsen und meine Schaffenszeit im Beruf wie auch als Ehemann und Familienvater kritisch beleuchtet. Es ging nicht einfach nur darum, mir ein miserables Zeugnis auszustellen, was bei einem Mittelschicht-Mitglied in einer reichen Industrienation die Regel ist. Doch motivierende Aussichten auf Änderungsperspektiven eröffnen sich am ehesten durch einen schonungslosen Blick auf die Realität.  In diesem Kapitel will ich vorsichtige Versuche wagen, Möglichkeiten für eigene weitere Entwicklungen auszuloten. Angepasst an die Individuellen Lebensituationen meiner Leser lassen sich entsprechende Zukunftsperspektiven entwickeln.

Für mich ist es ein wesentliches Ziel, nicht der egoistische Einzelkämpfer des ‚Verbrauchers‘ oder ‚Konsumenten‘ zu bleiben, wie ihn unsere vorherrschende Kultur propagiert, sondern gemeinsam mit vielen anderen das Leben und Wirtschaften in diesen Breiten lebenswerter für alle und alles zu gestalten.

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Beginnen will ich mit Zwischenergebnissen, auf denen ich aufbauen kann oder von denen sich Abweige in andere Bereiche ableiten lassen können. Der Einfachheit halber gehe ich von ‚Müll‘ und ‚Besitz‘ (einschließlich ‚Geld‘) aus – zweier materieller Größen, die eine zentrale Rolle im Leben eines Mitteleuropäers ausmachen.

Da ist z. B. die Tatsache, dass ich heute Freude dabei empfinde, wenn ich wenig MÜLL ‚produziere‘: Dies ist ein sehr umfangreiches Feld, das darum kurz umrissen sein soll:

  1. Gut vermeiden lässt sich Verpackungsmüll, wenn ich um verarbeitete Lebensmittel einen Bogen mache, wenn ich sie links liegen lasse. Glasverpackungen – in Einwegform bei ihrer Herstellung besonders energieintensiv, die allgegenwärtigen Plastikverpackungen und -tüten als Transportbehältnisse mit ihren Weichmachern und gefährlichen hormonellen Wirkungen auf allen Ebenen der Biosphäre, die fürchterlichen Blockpacks, die sich nicht mehr in ihre Bestandteile zerlegen lassen und nicht zuletzt Metalldosen – sie alle lassen sich leicht umgehen, wenn der Einkauf in einem Hofladen stattfindet, in dem ein großes Angebot an wirklich regionalen und saisonalen Lebensmitteln existiert. Es sei hier aber nicht verschwiegen, dass auch Papiertüten, die mit Frischwaren in Berührung kommen, häufig aus Altpapier gemacht sind und somit auch mit petrochemischen Druckfarbenresten belastet sind. Also selbst auf unbedenkliche Transportbehältnisse achten, die vielfach genutzt werden können, bis sie zerreißen! Mit dieser positiven Blickrichtung lässt sich der  größte Teil an Lebensmitteln müllfrei gestalten. Wo das unvermeidlich ist, muss nicht gleich eine Verkrampfung einsetzen – wohl aber die herausfordernde Frage: Ist das gerade wirklich unermeidlich? Wenn nicht: dann bedenkenlos zugreifen und fertig!
  2. Das eigene Altpapieraufkommen habe ich vor allem durch ein Einwurfverbot von Werbung und kostenlosen Zeitschriften in etwa halbiert. Die Tageszeitung dient im Winter auch zum Anheizen; Zeitschriften lassen sich auch an Interessierte weitergeben. Alle andere Werbepost landet meist ungelesen im Altpapier. Das spart Zeit und erspart ungefragte Kaufanreize, die unnötig stimulieren und die Wahrnehmung besetzen. Werbung in der heute praktizierten Form ist ein kriegerischer Akt durch permanente Okkupation meiner (und aller) Aufmerksamkeit vor allem durch finanzstarke Unternehmen.
  3. Müll erst gar nicht entstehen zu lassen, ist jedoch die dankbarste Aufgabe von allen. Dazu gehört bei mir das Kompostieren aller rohen organischen Reste auf dem eigenen Komposthaufen im Garten. Zitrusschalen werden getrocknet und bilden zusammen mit Nussschalen ein hervorragendes Anheizmaterial für den Holzofen in der kalten Jahreszeit. Dazu gehört es ebenso, keine größeren Vorräte anzulegen, die dann irgendwann ungenutzt entsorgt werden müssen, wenn ihr MHD schon lange abgelaufen ist.
  4. Müll: Das sind auch Emissionen, die durch eigenen Strombedarf, das Heizen , industrielle Landwirtschaft und Verarbeitung sowie Produktion und Transport von Gütern weiterhin eigene motorisierte Fortbewegung bis hin zu Fernreisen im Urlaub entstehen – nicht zuletzt durch ‚Entsorgung‘. Landläufig sprechen wir dann zwar von Abgasen. Die landen nicht in einer Mülltonne – die ist einfach unsere Atemluft, in der sie verteilt werden. Müll: nicht zuletzt auch alles, was durch das Abwassersystem unsere Wohnungen verlässt. Regenwasser, eigentlich für viele Zwecke nutzbar, rauscht als unerwünscht ins Abwassernetz. Fäkalien, Waschwasser, Spülwasser, Putzwasser – auch hierfür gibt es keine Mülltonne, sondern das irrsinnig große ‚Fass Abwassersystem‘ und damit Oberflächenwasser. Böden, Luft und Wasser sind somit trotz aller Rückhalte- und Reinigungssysteme eine gewaltige Restmülltonne für unsere gasförmigen und flüssigen Abfälle. Vermeidung gibt es durch nichtmotorisierte Fortbewegung, durch nicht-maschinelle Erledigung von Haushaltsaufgaben, durch Komposttoiletten, durch Beschränkung auf wenige, ökologisch möglichst unbedenkliche Pflege- und Reinigungsmittel. Wind und Sonne trocknen Wäsche ebenso wie eine Trockenmaschine. Doch ohne Eigeneinsatz geht da nichts. Wer zu eingespannt ist, um das leisten zu können, sollte seine Lebensweise überdenken, ob er/sie daran nicht lieber etwas ändern möchte und kann, anstatt dieser antiökologischen ‚Normal‘- Alltagsorganisation weiterhin Folge zu leisten. Ich will hier nicht moralisieren, sondern vielmehr die Lust auf lebensfreundliche Alltagspraktiken ansprechen, die sicher in jedem existiert, der noch nicht völlig abgestumpft ist.

Wir alle sind zu maßlosen Umweltschweinen domestiziert worden – doch ich und du müssen daran ja nicht lebenslang Gefallen finden. Es kann Spaß machen, diesen Bereich langfristig immer wieder neu zu beackern.

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Ein neues Feld öffnet sich beim Thema BESITZ und hier muss ich etwas ausholen: Unsere Industriekultur hat uns von klein auf eingehämmert, dass wir alles und jedes selbst für uns erwerben können und dass dies so das Beste für uns ist. Vieles davon sollen wir möglichst bald bereits erneuern, weil es inzwischen als ‚überholt‘ gilt. Da Käufer den Produzenten und Verkäufern oft zu langsam reagieren, wird die Nutzbarkeit von Gegenständen künstlich verkürzt – im Wirtschafts-Sprech als geplante Obsoleszens bezeichnet.

Doch was muss ich tatsächlich besitzen? Vorweg eines: Wir wurden lebenslang darauf gedrillt, das vielfältige alltägliche Kaufen als Normalzustand zu betrachten. Das Kaufen als Ersatz für den Urinstinktes nach  Jagderfolg ist unser ständiger Begleiter im Alltag. Fast alles ist jederzeit und von überall her zu bekommen – weltweit. Davon machen wir reichlich Gebrauch – auf einen Mausklick hin setzen und halten wir vom eigenen Wohnzimmer aus eine riesige Maschinerie in Gang und sollen das auch so tun – lebenslang.

Die Auswirkungen kennt jeder: Die Wohnungen werden immer größer, damit wir überhaupt Platz haben für alle ‚Segnungen‘ unserer Konsum- und Besitzkultur. Wir können gar nicht genug Abstellplatz haben, um alles ‚unterbringen‘ zu können. Die Ausplünderung der Ressourcen unseres Planeten und dessen allumfassende Vermüllung sind jedem bekannt, der mit offenen Augen durch den Alltag geht. Ebenso erfahren die meisten, dass ihre Arbeitsplätze immer unsicherer und immer schlechter bezahlt werden. In den Händen ganz weniger versammelt sich immer mehr Vermögen, so als verfügten sie über riesige Magnete, die Geld und Sachwerte wie selbstverständlich anziehen.

Da sollte es schon erlaubt sein die Frage zu stellen, ob da nicht vielleicht eine Organisationsstruktur existiert, die genau dies beabsicht und realisiert. Die Resultate der letzten Jahrzehnte weltweit lassen gar keinen anderen Schluss zu und diese Entwicklung schreitet rasant voran. Sollte das alleine nicht schon Grund und Motivation sein, an einer Änderung zum Wohle aller mit Freuden mitwirken zu wollen – auch wenn uns diese Megastruktur zu Egoisten abgerichtet hat?

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Zu mir selbst: Mit einem Einkommen von 1.600,- € nach Steuern und Sozialabgaben liege ich noch oberhalb des Grenzereiches – kann also meine käuflich zu befriedigenden Grundbedürfnisse problemlos realisieren. Da ich dem Besitz- und Konsum-Terror schon ein Stück weit entrückt bin und auch kein zwanghaftes Bestreben mehr verspüre, alles übriggebliebene Geld unbedingt anzusparen – das ist wie mit dem zu Hause gelagerten, angehäuften Besitz, den man ja vielleicht noch einmal gebrauchen kann (?!) – bleiben mir auch regelmäßig Mittel zur Förderung von Rechtsstaatlichkeit, Umweltschutz und für mildtätige Spenden in nicht unerheblichem Maße übrig.

Das ist heute für mich persönlich eine wirklich schöne Selbstverständlichkeit, die ich als Bereicherung des eigenen Lebens empfinde – kompensiert dies neben der empfundenen Wohltat doch auch zusätzlich jahrzehntelange eigene antiökologische Lebenspraxis mit negativen weltweiten Folgen zumindest zu einem gewissen Teil. Anders ausgedrückt: Ich zahle auf diese Weise auch alte Schulden teilweise zurück, die ich im Laufe meines Lebens angesammelt habe – durch Fehlbildung, Unwissen, Dummheit, Gedankenlosigkeit, Ignoranz, ausgebildetem Suchtverhalten und so weiter und so fort. Ich kann mir darauf nicht einmal etwas einbilden – sicher aber ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Immerhin habe ich heute die Freiheit, viel bewusster über die Verwendung meiner Mittel bestimmen zu können als früher – solange mich nicht wieder einmal alte Suchtmuster übermannen und kapern – ja das geschieht immer wieder einmal. Doch wenn ich heute umfalle, dann kann ich weitaus schneller wieder aufstehen und nicht weiterhin in den alten, dummen Mustern weitermachen – nach dem Motto: Hat ja alles keinen Zweck, man kann ja doch nichts wirklich ändern! Der ’stinkende Mist‘ ist nicht mehr mein alltäglicher Aufenthaltsort. Ich kenne inzwischen bessere.

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Es soll hier um Besitz gehen – was wir besitzen wollen und was wir vielleicht auch nur nutzen wollen – durch einfachen bzw. freien Zugang dazu wie (hoffentlich) zu Atemluft, Trinkwasser und Erholungsgebieten. Auch da gibt es ja längst machtvolle wirtschaftliche Übergriffe, siehe Flaschenwasser und zu diesem Zwecke private Abzweigung von Gemeinschaftsgut: dem Grundwasser. So genannte Freizeit-Parks sind eine weitere pervertierte Form von kommerziell durchorganisierten Erholungsgebieten – auch Urlaubsstrände darf man zu dieser Gattung zählen. Wer würde schon freiwillig auf Flaschenwasser und abgefüllte Erfrischungsgetränke verzichten wollen? Wer auf seine Events und das massenhafte Besetzen von Naturschönheiten mit warmem, sonnigen Klima?

Wer schon ‚alles‘ besitzt, der ‚besetzt‘ in einer Art von hoch organisiertem Sharing Flugzeuge, Hotels, Strände, Kulturstätten, Kreuzfahrtschiffe und beutet dabei mit ungezügeltem Massenkonsum diese Welt in seiner ‚fünften Jahreszeit‘ in verschärfter Form aus. Sharing, das Teilen von Gebrauchsgütern auf der Alltagsebene, wird allerdings sicher zu den positiven Lösungsvorschlägen gehören, die sich auf dem Weg zu einer lebensfreundlicheren Selbst- wie auch Gesellschaftsorganisation machen lassen.

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Doch zurück zum Besitz: Der befindet sich in geradezu erdückendem Maße bei fast jedem, der sich zur Mittelschicht in einem reichen Industrieland zählt. Ein Durchschnittshaushalt soll etwa 60.000 Gegenstände sein eigen nennen. Das ist gewaltig und kaum überschaubar. Mit echtem Bedarf kann das nichts zu tun haben. Da lagert einfach jede Menge Zeugs, das man irgendwann vielleicht noch einmal gebrauchen könnte oder glaubt zu wollen. Quellen die Lager mal wieder über, dann wird ein Teil davon meist auf den Müll geworfen; viele machen sich aber auch die Arbeit (ja das ist echte Arbeitszeit als freie(r) Unternehmer(in)!), Dinge zu verkaufen.

Arbeiten, Kaufen, Arbeiten zum Verkaufen, Arbeiten zum Lagern, Pflegen, Nutzen und Entsorgen – das sind die Pflichten des Konsumenten und Verbrauchers, so wie die Organisatoren dieses irrsinnigen globalisierten Konsumspieles sich das vorstellen. Selbst mit Entsorgung lässt sich viel Geld verdienen, wie jeder heute weiß.

Die Kunst liegt heute eindeutig darin, diesem bereits frühkindlich verinnerlichten Diktat zu entkommen. Eigene Bestände lassen sich gar nicht gründlich genug auf deren echten Bedarf durchforsten – eine Minimierung auf weniger als die Hälfte innerhalb eines oder zweier Jahre betrachte ich als ein realistisches Ziel. Dabei gibt es vor allem vieles zu verschenken, zu spenden, einem Recycling zuzuführen oder zur Not schlicht auf den Müll zu werfen. Das wiederum hat nur Sinn, wenn der eigene Wille zur Minimierung auch gefestigt genug ist. Ein fester Vertrag sozusagen mit sich selbst: Ich werde von jetzt an immer nur noch weniger besitzen als bisher! Ansonsten würde nur wieder die nächste Vermüllungsrunde eingeläutet – schließlich sind wir auf permanente Kaufakte dressiert bzw. gedrillt und auch von außen her wächst vieles in Form von Geschenken zu, wenn da nicht ganz deutlich ein Riegel vorgeschoben wird. Z.B.: „Ich habe bereits alles, was ich wirklich benötige. Ich wünsche mir nur Dinge, die kompostierbar sind und die später nicht irgendwo herumstehen können.“

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Es gibt einfache Wege, dieses Ziel zu verwirklichen, wenn ich damit Ernst machen will:

  1. So kann alle 2 Monate jeweils ein Raum vom Keller bis zum Speicher dran kommen. Ihm werden bis zu zwei Wochenenden gewidmet – eines zum Aussortieren und eines zum Fortgeben.
  2. Was keinen festen Verwendungszweck innerhalb des Jahreslaufes hat, hat einfach ausgedient. Es wird als ‚Sperrgut‘ bewertet und damit als nicht besitzenswert eingestuft. Du bestimmst selbst, ob Verschenken, Spenden oder wegwerfen; Verkaufen sollte die Ausnahme sein.
  3. Aus Besitzer eines kleinen Eigenheimes habe ich 3 Kellerräume, Wohnzimmer, Küche, Arbeitszimmer, Arbeits- und Schlafzimmer sowie zwei Toilettenräume plus Speicher sowie Garage. Da in Wohnzimmer und Gästeklo keine ‚Ansammlungen‘ vorhanden sind, bleiben insgesamt 7 Räume, die für dieses Vorgehen einzuplanen sind.
  4. Zwei einfache Grundsätze helfen außerdem beim Ausmisten: Ein Schrank muss nicht voll sein; eine Minimalfüllung ist übersichtlicher. Außerdem: In einem Raum sollte es möglichst wenige offen herumstehenden Gegenstände (auch Deko) geben. Da ist bei mir persönlich noch viel Luft nach oben; ich habe viele lieb gewonnene Erinnerungsstücke. Wann lasse ich sie endlich los, ohne mein Leben ohne sie als verarmt zu empfinden?
  5. Auf diese Weise schaffe ich es, einmal im Jahr alle Bestände zu durchforsten und auszulichten. Dieser forstwirtschaftliche Begriff ist hier durchaus passend. Alles gedeiht danach besser, was wirklich wesentlich ist. Zwei Durchläufe dieser Art und die Bestände sind mindestens halbiert. Da es auch später so weiter geht, wird sich der eigene Besitz automatisch nur noch vermindern.
  6. Bleibt die Frage nach dem WIE bei der Neukauf-Bremse: Das regelmäßige Auslichten gelingt ohnehin nur bei der immer wieder ernsthaft gestellten Frage, was ich für ein gutes Leben von meinen Dingen wirklich benötige. Mich reizen wie wahrscheinlich fast jeden immer wieder ein neues Auto, ein neues Smartphone, eine neue Digicam, ein neues Fahrrad – um nur zwei eigene Schwachpunkte eines technikverliebten Mannes herauszupicken. Ich erwische mich immer wieder beim Ausschau-Halten; doch ehrlicherweise muss ich mir eingestehen, dass ich auf diesen Gebieten ausreichend gut ausgestattet bin. Es wird also nichts mit dem ‚Upgrade‘, mit dem ‚Moderneren‘, einfach etwas ‚Neuem‘ – kapitalistische Konsum-Dressur ausgetrickst! Wodurch? Es ist gerade die häufig wiederholte Frage nach notwendigem materiellen Besitz. Der zieht übrigens als Konkurrenz automatisch immateriellen Bedarf nach sich, den ich selbst aktuell für erstrebenswerter halte.

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Es wird also in Zukunft weniger aufzuräumen, sauber zu halten, unterzubringen und zu pflegen geben; ich gewinne dadurch Raum und Zeit für anderes, Wesentlicheres. Ob es eines Tages sogar ohne eigenes Haus und ohne eigenes Auto gehen wird? Ich habe keinen wirtschaftlichen Druck in diese Richtung, aber moralische Fragen drängen mich durchaus in diese Richtung.

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Ich habe mich der Einfachheit halber hier auf zwei Punkte beschränkt, die eine eigene lebensfreundlichere Zukunft beleuchten sollten. Da gäbe es sicher noch weitaus mehr: Die gewonnene freie Zeit nach dem Arbeitsleben schafft auch Gelegenheit, Kontakte leichter zu pflegen, sich im öffentlichen Raum zu engagieren und die eigene Lebenserfahrung im Dienste der Allgemeinheit einzubringen.

Dies ist unter folgendem Gesichtspunkt höchst beachtenswert: Unsere Konsumkultur wünscht sich den verantwortungslosen, stets anspruchsvollen, grenzenlos vergnügungssüchtigen Menschen, den sie als Konsumenten, User oder als Verbraucher bezeichnet. Mit einem moralischen Wesen, das nach Sinn, Maß und Verantwortung fragt, kann sie in ihrer aktuell vorherrschenden Organisationsstruktur nichts anfangen. Doch gerade solche Menschen, wenn sie sich denn an vielen (kleinen) Orten zusammenschließen und andere Wirtschaftsformen wie auch Sozialmodelle ausprobieren, werden zukünftig wirkungsvolle Veränderungen von unten anstoßen und anschieben.

Ich denke dabei an

  1. Reduzierung der Arbeitszeiten von Werktätigen auf das Niveau heutiger Halbtagsstellen
  2. Besteuerung von Schädlichem anstatt von Nützlichem wie Arbeit
  3. Regulierung von Löhnen von einem Mindestlohn bis zu einem Höchstlohn z. B. im Verhältnis von 1 : 10
  4. Umkehr der Beweislast bei der Entwicklung von neuen Technologien
  5. Demokratisierung von Entwicklungsprozesssen über Produktion bis hin zur Entsorgung
  6. Förderung verantwortungsvoller Kreditvergabe durch Belastung des Kreditgebers mit dem Ausfallrisiko
  7. Verteuerung von Geld und Energie mit dem Ziel, Arbeit wieder mobiler und damit attraktiver zu machen
  8. wirkungsvolle Gesundheitsvorsorge durch Ausbildung anstatt Ausbau der wirkungslosen Hochtechnologie-Medizin
  9. Lokale Beziehungspflege durch Anwesenheit am Wohnort, der lebenswert gestaltet ist (wenig Verkehrslärm, Abgase, Umweltgifte etc.)
  10. Leihen statt Besitzen: Hochwertige, langlebige und reparaturfreundliche Produkte sind gut vermietbar
  11. Hinwendung zu einer ökologischen Landwirtschaft, in der das Tierische z. B. nur 10% des pflanzlichen Outputs ausmacht

Alles dies ist hilfreich dabei, das auf Billig und Masse getrimmte Wirtschaften unserer Tage zu überwinden und zu einem menschen- wie auch naturfreundlichen Wirtschaften zu gelangen.

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Einige schöne und hochwertige (nicht unbedingt ‚teure‘) Dinge besitzen – den Rest bekommen wir geschenkt, wenn wir uns nur in diese Welt hinaus begeben. Fernreisen sind dafür überflüssig.