6.3. Willkommen im Club! – nur für Profis

Willkommen im Club der Organisatoren!

Gratuliere, dass du es bis hierhin geschafft hast! Anfänger und Fortgeschrittene kannst du nur belächeln, denn sie haben keinen Durchblick. Hier geht es vor allem darum, für sich selbst richtig abzusahnen – mit Geld, Top-Beziehungen und Machtmitteln. Du hast von allem und wenn du es richtig anstellst, kletterst du die Leiter der Großen immer weiter hoch. Nichts kann dich aufhalten. Engstirnige moralische Vorschriften wischst du einfach beiseite. Ob etwas so richtig was einbringt, das ist es, was für dich zuallererst zählt.

Damit die unteren Chargen wissen, wo es lang geht, sorgst du dafür, dass sie die richtigen Fragen stellen und die passenden Antworten bekommen; wer sich nicht daran hält, wird totgeschwiegen, verlacht oder öffentlich unmöglich gemacht. Böse Zungen behaupten zwar, es würden Missliebige auch schon mal ‚beiseite geschafft‘, aber solchen Unsinn können wir nur dementieren…

Dein Zugriff auf Politiker, Medien und deren Vertreter sowie auf Wissenschaftler sorgen stets für die gewünschten Ergebnisse. Deine Mittel sind je nach Dicke des zu bohrenden Brettes sanft bis unter Aufbietung aller Mittel. Es geht hier schließlich nicht um Wahrheit, Gemeinwohl oder so etwas Überteuertes wie Umweltschutz oder Wertloses wie Gerechtigkeit oder Ökologie; das ist nur etwas für Randfiguren wie Grünröcke, religiöse Eiferer und verbohrte Weltverbesserer ohne Durchblick. Es geht hier um Erfolg für dich – auch in guter Zusammenarbeit mit anderen Spitzenkräften, die sich mit dir messen können.

Weil das im Anfängerbereich besser rüberkommst, wirst du dir selbstverständlich ein Mäntelchen für deine soziale Ader und für den Umweltschutz umhängen. Gute PR sorgt für gute Stimmung und für föhliche, unkritische Konsumenten. Zeige dich ruhig offen für die Schwächsten und Mittellosen, denn ihnen muss aus öffentlicher Hand geholfen werden. Jede Flüchtlingswohnung und jeder Kauf eines Hartz-Empfängers bringt schließlich auch die eigene Kasse zum Klingeln. Vor allem öffentliche Aufträge lohnen: Da wird so ungenau geprüft und es darf später über das Doppelte wie veranschlagt kosten. Das besorgen deine unteren Abteilungen bestens für dich. Du kannst ja nicht alles selbst erledigen. Wer dir ergeben ist und dir viel einträgt, den lobst du hoch; das motiviert auch die anderen, es ihnen (für dich) nachzutun.

Wer nicht genug einbringt, wird ausgelagert und auf diese Weise aus deinem Bereich verbannt. Deinen Kunden mache es so bequem wie möglich. Halte dein Ohr an die Informationsquellen im Internet, die dir gerne nützliche Informationen verkaufen. Vernetze dich so intensiv wie möglich mit ihnen. Jede Distanz ist ein Hemmnis; reiße sie durch allgegenwärtige Präsenz einfach ein. Halte so die Kauflust der Verbraucher hoch – durch ständig neue Anreize, die ihn tagtäglich x-fach treffen. Helfershelfer dafür hast du ja genug.

Wer heute nicht zahlen kann, den versorge mit Geld, damit er dennoch kauft. Wenn er als zahlender Schuldner ausfällt, dann zahlen Versicherungen und der Staat dafür an dich den Rest. Du trägst also kein Risiko.

Wer hemmungslos konsumiert, der wird auch krank. Darum sei in der Gesundheitsindustrie investiert – auf allen Ebenen – vor allem in Kliniken, Forschung, Medizintechnik und Pharmazie, vielleicht auch Pflegeheime. Hier ist aus den großen Solidartöpfen massig abzustauben.

Ich brauche dir nicht mehr zu sagen, dass mit den so genannten ‚unsauberen‘ und mit den ‚illegalen‘ Geschäftszweigen die beste Rendite zu machen ist. Dazu gehören auch Regenwald-Umnutzung, jegliche intensive Bodenschatzförderung und selbstverständlich auch gezielte Eingriffe im Bereich instabiler Unruhe- oder Konfliktgebiete auf dieser Welt. Wo zerstört, verletzt und vertrieben wird, entstehen Aufträge in großem Ausmaß an Waffen und Munition, an Lagern, Wiederaufbauprojekten und medizinischen Einsätzen. Immer wird sich jemand finden, der dafür an dich zahlt.

Es läuft gut für dich: Willkommen im Club!