1.005 Bloggen – wozu und wie? Ein persönlicher Versuch 20.11.2018

So steht es in der Wikipedia aktuell:

„Der Blog  oder auch Weblog, (Wortkreuzung aus engl. Web und Log für Logbuch oder Tagebuch) ist ein auf einer Website geführtes und damit meist öffentlich einsehbares Tagebuch oder Journal, in dem mindestens eine Person, der Blogger, international auch Weblogger genannt, Aufzeichnungen führt, Sachverhalte protokolliert („postet“) oder Gedanken niederschreibt.

Häufig ist ein Blog eine chronologisch abwärts sortierte Liste von Einträgen, die in bestimmten Abständen umbrochen wird. Der Blogger ist Hauptverfasser des Inhalts, und häufig sind die Beiträge aus der Ich-Perspektive geschrieben. Das Blog bildet ein Medium zur Darstellung von Aspekten des eigenen Lebens und von Meinungen zu spezifischen Themen, je nach Professionalität bis in die Nähe einer Internet-Zeitung mit besonderem Gewicht auf Kommentaren. Oft sind auch Kommentare oder Diskussionen der Leser über einen Artikel möglich. Damit kann das Medium sowohl dem Ablegen von Notizen in einem Zettelkasten, dem Zugänglichmachen von Informationen, Gedanken und Erfahrungen, etwas untergeordnet auch der Kommunikation dienen, ähnlich einem Internetforum.

Die Tätigkeit des Schreibens in einem Blog wird als Bloggen bezeichnet. Die Deutsche Nationalbibliothek bezeichnet Blogs als Internetpublikationen und vergibt seit Herbst 2013 auch ISSNs an Weblogs.“

Soweit das Offizielle. In der Tat handelt es sich beim Bloggen um eine höchst persönliche Tätigkeit, die ich selbst an vier Stellen seit 11 Jahren betreibe – eine auf einer externen Internetplattform und drei auf eigenen Webseiten. Doch wozu und wie? Wo liegt der Sinn und eine angemessene Vorgehensweise?

Im Grunde handelt es sich ja hier um persönliche Gedanken und Erfahrungen, um Vorlieben, Einstellungen und selbstverständlich auch ‚Ausschlüsse‘, durch deren Veröffentlichung ich mich auch angreifbar mache. Wozu dieses Risiko?

Wer politisch tätig werden will, hat doch die Möglichkeit, sich Ortsgruppen, Parteien oder auch Nichtregierungsorganisationen anzuschließen und sich dort einzubringen. Das bringt feste Termine, stetige Beziehungen und damit verbundene Abhängigkeiten mit sich. Diesen Weg habe ich offensichtlich nicht vorrangig gewählt. Da ich im Ruhestand finanziell gut gesichert da stehe, bringe ich mich zunächst finanziell in bedeutsamem Umfang in den NGO-Bereich ein, indem ich etwas mehr als 30 Organisationen regelmäßig fördere. Ich lasse hier andere in meinem (und deren) Sinne arbeiten, die vielleicht nicht die Gelder haben – wohl aber die persönlichen Ressourcen.

So bleibt mir mehr Zeit und Energie für diesen Bereich, den ich vorrangig seit einigen Jahren als für mich passend erachte. Ich sage im Blog nicht nur anderen etwas: Ich doziere nicht nur, wie es vielleicht auch den Anschein haben mag, sondern ich denke dabei auch öffentlich nach und schreibe insofern auch für mich selbst. Ich habe hier etwas zu sagen – doch nicht nur anderen, sondern auch zunächst mir selbst. Was sich öffentlich zeigt, ist zuvor das Werk der eigenen Ideen, Gedanken, Gefühle, Erfahrungen, Träume, Utopien und Ziele.

Mein Bloggen ist demnach eine Form des öffentlichen Nachdenkens – eine Form des Ausdrucks, die einerseits eigene Erfahrungen aus der Vergangenheit reflektiert, andererseits aber auch in die Zukunft weist, in der bisher noch nicht von mir Gelebtes sich ankündigt und auf seine Realisierung hin vorbereitet. Zukunftsgewandt lässt sich auch sagen, dass mein Blog auch eine Art von geistiger Schwangerschaft darstellt.

Öffentliches, schriftliches Nachdenken hat etwas Verbindlicheres als privates Nachsinnen – lässt es sich doch bereits von mir selbst auf seine Nachvollziehbarkeit durch andere hinterfragen und ebenso auf mögliche Resonanz. Ich muss im Blog also genauer und klarer in der Gedankenführung wie auch im Ausdruck sein, als es rein im eigenen Inneren notwendig wäre.

Persönliches ist einerseits ganz individuell, andererseits aber auch oft ganz gewöhnlich, weil es in veröffentlichter Form auch auf passende Gedanken und Erfahrungen von Mitmenschen trifft. Ungewohnte Perspektiven haben aber in der Regel einen ganz gewöhnlichen Hintergrund. Das ist dann eine Frage der Vermittlung – wie hier zuvor das Bild von einem Windkraftwerk mit scheinbar sechs statt drei Rotorblättern.

  Es handelt sich hier um geistige Nahrung: Meine Bilder und Gedanken bieten sich an, bei anderen auf Resonanz zu stoßen. Auf einer externen Plattform suche ich auch den Dialog oder zumindest ein Echo – auf den eigenen Webseiten dagegen verzichte ich darauf weitgehend, weil die Dialogfunktion von unlauteren Profis gerne benutzt werden, um dort Spam zu verbreiten, der so gar nicht in einen Blog gehört. Moderierte Kommentare lasse ich jedoch zu und veröffentliche sie.

Dieser Artikel verwendet eigene Aufnahmen von Aussichten, Wegen und Nahrung – im Geistigen das Thema jedes ernsthaften Blogs.

    Das geschriebene Wort ist nicht alles – aus Text und Bildern soll ein Geist meine Leser ansprechen, anregen und vielleicht auch herausfordern – sei es vielleicht auch zum Widerspruch, an dem sich die eigenen Ideen schärfen können. Es handelt sich dabei um eine Art von Komposition, die Resonanz bewirken soll. Im ungünstigen Fall langweile ich, weil ich nicht die Interessen und Motivation vieler ansprechen kann. Dessen bin ich mir voll bewusst.

Ich will diejenigen vorrangig erreichen, die aus persönlicher Situation heraus ansprechbar für ökologische Fragen und die mit ihnen verbundenen Strukturen sind. Sie wird aller Voraussicht nach interessieren, wie sich erfolgreich etwas im eigenen wie auch öffentlichen Leben organisieren bzw. verwirklichen lässt. Diese Leser sind meine eigentlichen Ansprechpartner. Klar würde ich mich noch mehr freuen, könnte ich auch bisher völlig Desinteressierte für diesen Bereich ansprechen 😉

Was und worüber schreibe ich nicht? Was bezwecke ich mit dem Bloggen und was ist daran anders als in öffentlicher politischer Tätigkeit?

Ein Blogger kann sich selbstverständlich (wie auch im sozialen Alltag) nicht seelisch entblößen. Er will niemanden mit seiner inneren Widersprüchlichkeit schockieren bzw. überfordern, indem er Dinge preisgibt, die er aus guten Gründen für sich behält und somit vor unguten Zugriffen anderer schützen sollte. Es geht hier eher um das, wo ich erwarten kann, dass meine Äußerungen eher eine positive Verbindung mit anderen ermöglichen. Ich will durch den Blog MIT anderen zusammenkommen – nicht unbedingt unmittelbar persönlich, sondern vor allem geistig. Die Distanz ist demnach hier größer als im unmittelbaren interpersonalen Verkehr. Diese größere Distanz scheint mir aktuell (noch) passender als das direkte politische Tagesgeschäft.

Das vorangehende Bild zeigt selbst gemachte Bananen-Sesam-Plätzchen – eine süße Rohköstlichkeit – äußerst schmackhaft und wohltuend. Mit diesem Artikel komme ich hier nun auch zum geistigen Dessert: Was kann ein Blog und was kann er nicht?

Fange ich mit Letzterem an: Ich habe damit keinen unmittelbaren Einfluss auf andere – schon gar nicht auf politische Entscheidungsträger. Will ich dabei erfolgreich sein, so muss ich schon mein Gesicht öffentlich zeigen. Da meine ernsthaften Ziele dem gelebten Gesellschaftsdurchschnitt ziemlich ferne liegen, genügt der Blog ernsthaften praktischen Änderungsbestrebungen nur sehr bedingt. Dagegen bewirken öffentliche Meinungskundgebungen wie die Teilnahme an Petitionen – bevorzugt auf der offiziellen Petitionsplattform der Bundesregierung – oder die Teilnahme an öffentlichen Demonstration für oder gegen Bestimmtes schon eher öffentliche Aufmerksamkeit, die einerseits gesetzlich nicht ignoriert werden darf bzw. auch mediale Aufmerksamkeit erzielen. Auch die Teilnahme an Gerichtsverfahren gegen illegitime politische Versäumnisse versprechen auf Dauer Erfolg. Das alles ist nicht allzu mühsam und verspricht dennoch Wirksamkeit, da sich in allen diesen Fällen viele Menschen zusammentun, um für Veränderungen in ihrem Sinne einzutreten.

Ich denke hier also öffentlich nach und suche Mitstreiter. Ich hoffe, den einen oder die andere kann ich gewinnen. Falls nicht, bleibt immer noch die Schärfung der eigenen Gedanken und auch die ist bereits etwas wert. Hoffentlich ist das hier Dargebotene genießbar und ansprechend. Wohl bekomms!