Sich lebensfreundlich fortbewegen

1.0 Sich lebensfreundlich fortbewegen

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(auf rascher Fahrt im eigenen Wohnbereich 1965)

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(Riksvei 51 von Gol nach Fagernes/(Südnorwegen)

Sich lebensfreundlich fortbewegen: Selbst einen Raum körperlich erschließen zu können, das ist von ganz klein an ein menschlicher Traum. Wir erschließen ihn uns zuerst, indem wir ihn mit den Augen erforschen, die Arme und Hände zu etwas hin bewegen und zugreifen. Es folgt das Sitzen, Sich-Aufrichten, das Krabbeln und schließlich das Gehen. Wir lernen zu rennen, zu springen und zu klettern.

Bei mir selbst kamen in jungen Jahren ein Roller und Rollschuhe dazu; auf den Gehwegen meiner Wohnumgebung in Düsseldorf durfte ich damit unterwegs sein. Mit Übergang in eine weiterführende Schule kam die selbstständige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel hinzu – hier war es die Straßenbahn. Doch ich liebte die Warterei, Verspätungen und das Gedränge in den Fahrgasträumen nicht besonders. Darum besann ich mich auf mich selbst und legte auch längere Strecken im Stadtgebiet zu Fuß zurück. Dass meine Eindrücke unterwegs dabei detailreicher wurden, versteht sich von selbst.

Dieser private Einstieg zeigt, dass eine naturnahe Fortbewegung für einen jungen Menschen etwas Selbstverständliches ist, wenn ihm die Fortbewegung nicht auf andere Weise sehr erleichtert oder gar abgenommen wird. Unser Organismus ist in jungen Jahren und in vitalem, gesunden Zustand bewegungsfreudig; er legt gerne Strecken zurück, wenn du und ich das Ziel für ‚erreichenswert‘ halten – egal ob Pflicht oder persönliches Interesse uns leiten.

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(mit dem Rad unterwegs zum Tisleidalen im südnorwegischen Hochland)

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(Aufstieg zu Fuß am Staller Sattel/Tirol oberhalb der Baumgrenze, ca. 2.400 m hoch)

Beschleunigte Fortbewegung mit Muskelkraft wurde für mich mit 13 Jahren Wirklichkeit, als mir mein Vater sein Rad geschenkt hatte, das ihn 10 Jahre lang zur Arbeitsstelle in die Innenstadt gebracht hatte. Bis zu meinem Abitur war es mir für einen langen Schulweg fünf Jahre lang ein treuer ‚Drahtesel‘. In meiner Freizeit erprobte ich daran zusätzlich meine zunehmenden Kräfte. Transport- und Sportgerät: Für mich war das Fahrrad beides.

Dieses Thema wäre nicht umfassend angepackt, wenn nicht auch das ‚Wie‘ der muskelgetriebenen Fortbewegung zur Sprache käme: Lebensfreundlich kann es dabei nur zugehen, wenn du und ich uns umsichtig durch den Lebensraum manövrieren – egal ob zu Fuß oder mit einem Fahrzeug. Ich war dabei eher forsch und ungedultig; das Leben machte mich erst nach mehreren bösen Erfahrungen vorsichtiger. Dabei muss nicht unbedingt ein Unfall geschehen. Knappe Situationen, die man nur mit ‚Glück‘ in Form umsichtiger Mitmenschen überlebte, sind dabei ebenso hilfreiche wie so genannte ‚unverschuldete‘ Unfälle, bei denen man sich dennoch meist nicht als unschuldiges Opferlamm betrachten kann.

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Familienurlaub am Einasee (Südnorwegen)

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Wanderung von Marmagen nach Blankenheim (Nordeifel)

Sich lebensfreundlich fortbewegen ist grundsätzlich Mobilität mit Muskelkraft – in Verbindung mit einer wachen und rücksichtsvollen Fortbewegungsweise. An dieser Marke haben sich alle weitergehenden Überlegungen zu orientieren. Ist doch ganz einfach, oder?

In unserer Gesellschaft wird jedoch erwartet, dass sich derjenige, der ‚mithalten können‘ will, unter Zeitdruck setzen lässt und auch bereit ist, größere Strecken zwischen Wohnung und Arbeitsstelle zurüchzulegen – nach Möglichkeit hochbeschleunigt durch gewaltigen Energieaufwand mit Motorantrieb.

 

Wenn es denn im Alltag gar nicht ohne hochbeschleunigte Fortbewegung geht, dann findet sich hier eine:

1.0.1 Alternative zum Auto mit Verbrennungsmotor und zu Elektroautos mit tonnenschwerer Hochsicherheitskarosserie: Das TWIKE

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