1.95 Twike zum Ersten: das bessere Elektroauto?

1.0.1 Alternative zum Auto mit Verbrennungsmotor und zu E-Fahrzeugen mit tonnenschweren Hochsicherheitskarosserien: Das Elektroauto ‚TWIKE‘

Dieser Artikel ist die kritische Würdigung eines Leicht-Elektroautos aus den 90er Jahren, das es leider nicht bis in die Großserienfertigung schaffte. Das Konzept hat jedoch wesentliche Vorteile gegenüber den tonnenschweren Elektroautos, die heute auf den Fahrzeugmarkt gebracht werden. Es hat deshalb als Kleinserienfahrzeug seit 1996 Bestand und wird ständig weiter entwickelt. Wo liegen seine Stärken und Schwächen?

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(Mein erstes Twike 2000-2003: Zwischenstopp in der City)

persönliche Vorbemerkung:

Jede hochbeschleunigte Fortbewegung technischer Art, die auf Motoren basiert, ist unnatürlich. Sie benötigt für ihre Realisierung eine äußerst aufwändige Infrastruktur wie auch bei den Autos mit Verbrennungsmotor. Aufgrund hochbeschleunigter Massen besteht eine erhebliche Kollisions- und Verletzungsgefahr. Auch Emissionen sind selbst bei dem nachfolgend vorgestellten Elektroauto nicht ganz zu vermeiden, aber mit Ökostrom betrieben, lässt sich das vernachlässigen. Wirklich umweltfreundlich kann selbst dieses konsequent auf Leichtigkeit konstruierte Fahrzeug deshalb nicht sein. Dennoch: Es stellt eine realistische Alternative zu den heute als ‚umweltfreundlich‘ angebotenen, tonnenschweren Elektroautos dar und ist darum eine Vorstellung wert. Ich selbst verfüge über eine Praxiserfahrung von aktuell 26.500 Kilometern mit diesem Fahrzeug.

Wahrscheinlich wirst du es noch nicht kennen, obwohl es seit 1996 auf dem Fahrzeugmarkt existiert. Es entstammt den Ideen von jungen Schweizer Technikstudenten mitte der 80er Jahre und entspricht leider nicht den Mainstream-Vorstellungen von einem wirklich vernünftigen Fahrzeug für die hochbeschleunigte Fortbewegung, obwohl es gerade in dieser Richtung eine ernst zu nehmende Entwicklung darstellt. Das Twike hat sich auf dem Massenmarkt nicht durchsetzen können. Es wird aber seit 20 Jahren in Kleinserienproduktion gefertigt – das allerdings mit regelmäßigen technischen Updates bis heute. Es fahren ca. 1100 Exemplare auf unseren Straßen – vorwiegend in Deutschland, Österreich und in der Schweiz.

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Kenndaten:
Maße: Länge 2,67 m, Breite 1,20 m, Höhe 1,25 m
Leergewicht: 250 kg
Leistung: 3 kW
Höchstgeschwindigkeit: 85 km/h
Verbrauch: ca. 7 kWh auf 100 km (entspricht weniger als 1 l Benzin auf 100 km)
Reichweite: mit 22Ah Lithium Ionen-Akkus meines aktuellen Twike 939 bis 150 km

Zur Vorstellung in Kurzform:
– ein alltagstaugliches Elektroauto, wegen der geringen Größe unterschätzt,
– täglich zur Arbeit und ohne Parkplatzsorgen kurz in die Stadt zum Einkaufen,
– im Winter bei Schnee und minus 10 Grad problemlos ohne Frieren unterwegs,
– auf Wunsch automatisches tägliches Fitnesstraining,
– eine oder zwei Personen können in die Pedale treten, müssen aber nicht,
– im Sommer als Cabriolet nutzbar (nur oben oder auch seitlich offen),
– mit Liegerad- oder Rodel-Feeling und flott unterwegs, wie in einem Mini-Helikopter mit geteilter großer Frontscheibe und Joystick-Lenkung. Das ist ein Twike!

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(Mein aktuelles Twike: beim privaten Nachladen nahe Hennef/Sieg bei einem ehemaligen TWIKE-Piloten während einer Tagestour)

Zum Twike als Fahrzeug im Detail:
Das Twike ist eine Schweizer Entwicklung aus der Zeit, als auch der jedem bekannte Smart noch als echtes Leicht-Fahrzeug in Planung war. Es wurde im Gegensatz zu diesem aber wirklich als solches realisiert, ist mit regelmäßigen technischen Updates seit 1996 auf dem Markt und wird auch weiterhin in Kleinserie von etwa 50 Fahrzeugen pro Jahr in einer deutschen Manufaktur gebaut – mit ständigen technischen Verbesserungen.
– Es ist ein dreirädriges Elektroauto mit zusätzlichem Pedalantrieb für zwei Personen – u. a. zur Reichweitenverlängerung der Akkuladung um bis zu 10% (der aber nicht genutzt werden muss).
– Mit 3 kW Motorleistung auf Dauer (7kW Spitzenleistung) beschleunigt das Twike 280 kg (Leergewicht mit Akkupacks) in etwa 10 Sekunden auf 50 km/h, bei einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 85 km/h.
– Nicht maximale Geschwindigkeit, sondern unerreichte Sparsamkeit im Verbrauch von umgerechnet weniger als 1 Liter Benzin je 100 km zeichnen dieses umweltfreundliche Kraftfahrzeug besonders aus.
– Dazu ist es konsequent auf Leichtigkeit hin konstruiert worden und lässt alles weg, was unnötige Kilogramm mit sich bringt.
– Außerdem hat es einen Luftwiderstandswert, von dem unsere üblichen Serienfahrzeuge nur träumen können.
– Trotz der Leichtbaukonstruktion können bis zu 200 kg Zuladung mitgenommen werden, was die Alltagstauglichkeit als Transportfahrzeug unterstreicht.

Die Sitzposition im TWIKE ist vergleichbar mit einem Liegerad und der Ausblick durch die tiefe Sitzlage in einem einteiligen Sitz mit integrierter Kopfstütze (und selbstverständlich auch mit Dreipunktgurten) ähnlich wie auf einem Schlitten, mit echtem Panoramablick. Ist es draußen warm genug, lässt sich das dreiteilige Verdeck mit wenigen Handgriffen werkzeuglos abnehmen und hinter den Sitzen verstauen. Dann ist das Twike ein echtes Cabriolet.

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(Mein erstes Twike in der Originalfarbe vor dem Umlackieren: kein Strom aus diesen Drecksschleudern von RWE, sondern solar vom eigenen Dach und vom Ökostromanbieter Greenpeace Energy)

Seine geringen Maße lassen es auch an vielen Stellen passieren, die für PKW absolut unzugänglich sind. Viele Poller (ab mehr als 1,20 m Abstand) sind ihm kein Hindernis. Weil das Twike nicht lärmt und stinkt, ist es überall gerne gesehen und zieht viele wohlwollende Blicke auf sich. Das TWIKE ist ein echter Hingucker mit eingebautem Sympathiefaktor. So lässt es sich sogar an vielen innerstädtischen Orten abstellen, wo ein gewöhnlicher PKW ein Knöllchen dafür kassieren würde.
Es wird immer wieder aus der Nähe von neugierigen Augen inspiziert. Diese ’natürliche soziale Kontrolle‘ ist gleichzeitig ein hervorragender Diebstahl-Schutz.

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(minimaler Platzbedarf in der Garage)

Informationen zur Akku-Ausstattung und zum Laden:
Das Problem aller Elektrofahrzeuge liegt für gewöhnlich in ihrer Reichweite mit einer Akkuladung, also ohne nachzuladen, wenn man zu wenig in eine gute Ausstattung investiert.
Von 2000 bis 2003 und seit 2015 zum zweiten Mal besitze ich selbst ein Twike. Da ich damit auch gerne längere Touren mache, habe ich für 4 Akkublöcke je 5,6 Ah gesorgt, die mir im Sommer bis zu 150 km mit einer Akkuladung ermöglichen, bei kalten Temperaturen bis 120 km.
Auf diese Weise ist mit zwei Nachladungen von je dreieinhalb Stunden eine Tagesstrecke von maximal 450 Kilometern möglich. Damit wäre die Bundesrepublik locker zur Hälfte durchquert. Ein optionaler Zusatzlader würde die Ladezeit noch einmal halbieren und die Höchstfahrstrecke auf mindestens 600 km erhöhen, falls man denn wirklich so lange am Steuer eines Fahrzeugs sitzen möchte. (Selbst bin ich bisher ’nur‘ 250 km an einem Tag mit lediglich einer Nachladung gefahren.)
Sparsam ist der Elektromotor auf jeden Fall, wobei jede Landstraße problemlos befahren werden kann, ohne zum Verkehrshindernis für andere zu werden. Im Bergland kann das Twike seine Stärken zeigen, denn es schafft bis zu 22% Steigung. Es wurde schließlich von einem Team in der Schweiz entwickelt. Auch im Bergland hält der Akku immerhin noch 110 Kilometer bei 7-8 Grad Außentemperatur.
Mein Durchschnittsverbrauch liegt bei 7 kW oder knapp 1,90 € mit echtem Ökostrom je 100 km. Dafür bekäme man gerade mal 1,5 Liter Benzin für den ’normalen‘ PKW.
Der optimale Spannungsbereich für die maximale Akku-Haltbarkeit liegt zwischen 320 – 380 V und ermöglicht mit Nutzung nur dieses Teilbereiches bereits 75 – 90 km, die die weitaus meisten Autos in Deutschland nicht an einem Tag fahren müssen. Die Nachladung erfolgt in wenigen Stunden nachts an der eigenen Steckdose zu Hause und erfolgt außer dem Ein- und Ausstecken der Ladeverbindung vollständig automatisch. Also absolut alltagstauglich selbst bei täglichen Pendlerstrecken bis 45 km Hinweg und das Gleiche zurück ohne jede Nachladung unterwegs!

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(an der Rurmündung in Roermond NL)

Es gibt zum Nachladen der Akkus zwei wählbare Modi:
1. Die Schonladung bis 386 V mit 4 A Ladestrom – sie reicht mir je nach Temperatur von 80 – 110 km Fahrstrecke.
2. Die Schnell-Ladung bis 400 V mit 16 A Ladestrom für 120 – 150 km mit einer Ladung.
Für eine optimale Akku-Lebensdauer ist die Schonladung und die Nutzung jederzeitiger Zwischenladungen, ohne den Akku wirklich ‚leer‘ zu fahren, gedacht. Da es keinen Memory-Effekt gibt, gelten 3500 Ladungen auf diese Weise als Richtwert für die Akku-Lebensdauer. Bei ordentlicher Akkupflege sollen auch nach 10 Jahren Akku-Lebensdauer noch mehr als 70% der ursprünglichen Akkuleistung zur Verfügung stehen. Bis dahin werden auch 100.000 km Laufleistung oder mehr erzielt.
Für die Akku-Ladung genügt jede gewöhnliche Haushaltssteckdose; für die Schnell-Ladung muss sie mit 16 A abgesichert sein. Es kann also an jedem Ort mit einer 220V-Steckdose nachgeladen werden; ich hatte noch nie Nachladeprobleme; die Menschen sind hilfsbereit und neugierig (war für mich bei 26.000 TWIKE-Kilometern aber bisher nur zweimal nötig). Jede Lademinute liefert genug für knapp einen Kilometer im Betrieb. Die Schnell-Ladung bis 400V bei leerem Akku dauert knapp dreieinhalb Stunden bei leerem Akku. Der Betriebsbereich der Akkupacks liegt zwischen 320 und 400V.

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(sympathischer Hingucker ohne Parkplatzpeobleme selbst in Stadtzentren)

 

Fahren mit dem TWIKE:

Im Großstadtverkehr ist das Twike oft etwas schneller als ein PKW unterwegs. Es kann z. B. schmalere Alternativstrecken nutzen, die viele PKW wegen ihrer Breite meiden. Auch Parklücken finden sich damit leichter, weil es noch kürzer als der aktuelle Smart ist.  Wo man ansonsten im Verkehr mitschwimmt, gibt es keine unmittelbaren Vorteile, aber das Twike hält zügig mit.

Wegen der kleinen und schmalen Räder mit 5 bar Innendruck – auch wegen des tief liegenden Fahrzeugbodens – ist die Federung hinten eher straff und sportlich. Jeder tief liegende Kanaldeckel wird heftig gespürt. Das können herkömmliche PKW mit ihren massigen Rädern deutlich besser wegschlucken.

Unterwegs auf Landstraßen bietet das Twike hervorragenden Panoramablick. Seine Motorisierung lässt flüssiges Fahren im Verkehrsstrom zu. Beim Durchfahren kleinerer Ortschaften lassen sich durch die geringe Breite Engpassagen mit parkenden PKW noch bei Gegenverkehr passieren, wo übliche Autos meist warten müssen.

Vorzüge des TWIKE:
– Sein Wertverlust ist wesentlich geringer als bei einem herkömmlichen PKW. Exemplare mit 15 Jahren Alter werden heute noch um 10.000 € gehamdelt, obwohl sie über ein lauteres Getriebe, über eine schlechtere Beleuchtung und vor allem über eine weitaus geringere Reichweite mit den damals üblichen NiCd bzw. NiMh-Akkus verfügen. In der Anschaffung lagen sie zwischen 30.000 und 40.000 DM. Die heute wesentlich leistungsfähigeren Akkus verteuern die Neuanschaffung leider erheblich – allerdings mit spürbarer Gewichtseinsparung (mein erstes TWIKE transportierte 87 kg Stromspeicher für 70 km Fahrleistung gegenüber heute 45 kg für mehr als die doppelte Reichweite. Für den Mehrpreis wird also auch etwas geboten.
– Der Trainingsfaktor: Dieses Fahrzeug ist nicht nur KFZ, sondern auch gleichzeitig ein rollendes Fitness-Studio beim Fahren, wenn es gerade passt (man will ja nicht verschwitzt zur Arbeit kommen!). Beim Fahren lässt sich ganz nach eigenem Wunsch und Vermögen mittreten. Im Winter friert man auf diese Weise auch ohne Heizung nicht.
– Ich kenne kein anderes KFZ, das die Bezeichnung ‚Sportwagen‘ wirklich verdient hätte – wenn nicht dieses hier.
– Die echten, ungeschönten Betriebskosten einschließlich Wertverlust und Akkuansparung kalkuliere ich mit 1.200 € zur Ansparung für neue Akkus, 350 € für die Jahresinspektion, 140 € für Steuer und Versicherung (s. u.), 1000 € für Wertverlust, 300 € für Verschleißteile bzw. Reparaturen sowie 100 € (aufgerundet) Ökostromkosten für gut 5.000 Jahreskilometer. Das sind zusammen 3.090 € und somit 257 € im Monat oder trotz der niedrigen Laufleistung 58 ct pro Kilometer. (Stand 22. 3. 2017: Ich komme mit Twike 939 leider auf 96 ct bei Vollkostenrechnung und einer Jahres-Laufleistung von 4.000 km. Das entspricht Betriebskosten von 320,- € monatlich). Die hohen Anschaffungskosten lohnen sich erst auf den zweiten Blick, da die echten Betriebskosten selbst der günstigsten Kleinstwagen-PKW laut ADAC nicht unter 330 € im Monat liegen. Bei 10.000 Jahreskilometern, die der ADAC gerne für Vergleichszahlen heranzieht, muss ich allerdings aus Erfahrung 5.340 € Jahreskosten oder 442 € monatlich veranschlagen, was Kilometerkosten von knapp 53,4 ct bedeutet. Wer genau rechnet, findet zumindest dieses Haar in der Suppe. Kostenwirtschaftlich gesehen kann das Twike somit nicht mit einem Kleinstwagen heutiger Bauart mithalten.
– Die Jahres-Steuer des Twike liegt bei nur 16 €; für die Haftpflicht einschließlich Vollkasko zahle ich jährlich unter 125 €.
– Für dieses dreirädrige KFZ ist ein normaler PKW-Führerschein erforderlich; es darf auch auf die Autobahn (mache ich selbst nur bei schwachem Verkehrsaufkommen).
– Das Twike benötigt jährlich nur eine Inspektion oder alle 10.000 km.
– Es geht an jeder 220V-Haushaltssteckdose aufzuladen.

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(Nutzung als Cabriolet bei warmem Wetter)

– last nut not least:
Das TWIKE ist aus deutscher Fertigung. Es gibt den Mitarbeitern im herstellenden mittelständischen Betrieb sowie kleinen selbstständigen Unternehmen mit Verkauf + Werkstatt Brot und Arbeit zu heute nicht mehr überall selbstverständlich fairen Arbeitsbedingungen und Löhnen (was längst nicht mehr für die meisten Arbeiter bei den großen deutsche Autobauer gilt). Insofern ist das TWIKE  nicht nur interessant für Ökologie-Bewusste, sondern auch eine Investition in faire, soziale Arbeitsplätze im Land.
Die Betriebskosten-Kalkulation kann sich einigermaßen sehen lassen und braucht einen Vergleich mit üblichen PKW langfristig nicht zu scheuen.
Doch neben allen vernünftigen Argumenten für dieses zukunftsweisende Fahrzeugkonzept gibt es eben auch noch das ‚anmachende‘ Äußere und dazu noch den Spaßfaktor bei der Nutzung wie auch die Fähigkeit dieses Kraftfahrzeugs als Sympathie-Träger gegenüber anderen Mitmenschen für eine bessere automobile Zukunft!
Ist das nicht Grund genug zur Investition in die eigene Alltags-Mobilität, wenn ein Fahrrad für Strecke und vorhandene Zeit nicht genügt?

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(Blick aus dem Cockpit unterwegs vor einer Ampel)

Die Grundausstattung des TWIKE:
– Kunststoff-Karosserie mit umlaufendem Alu-Rahmen sowie stabilem Überrollbügel,
– Verbundglas-Frontscheibe mit Metallrahmen, der gleichzeitig als Haube zum Ein- und Ausstieg dient,
– Joysticksteuerung in der Fahrzeugmitte, die gleichzeitig Lenkung, Gasgeben, Bremsen und Blinken ermöglicht – alles mit nur einer Hand,
– Als Notbremse dient der eingebaute Rücktritt in dem Pedalantrieb.
– Die zentrale Steuereinheit mit Display erlaubt Überblick über viele Fahrzeugparameter (z.B. Reichweitenanzeige), hat viele individuelle Programmierungen sowie Fahrlicht- und Warnblinkanlagen-Steuerung.
– Trotz Leichtbauweise wird mit Echtholzteilen glaubhafte Wertgkeit gezeigt: Die Steuergriffe für die linke und rechte Hand sind aus Buchenholz, ebenso das Gehäuse für die zentrale Steuereinheit (siehe Bild 5).
– Die linke Hand hat ein zweites Bedienelement für Licht, Scheibenwischer, Waschanlage (bei mir als Extra eingebaut), Fernlicht, Hupe sowie die Handbremse.
– Die elektrische Bremse speist die Bremsenergie zurück in die Akkus ein.
– Innenraumbeleuchtung LED
– Die Einhand-Sitzverstellung ermöglicht eine optimale Sitzverschiebung für Fahrer(innen) aller gängigen Körpergrößen.
– abnehmbares dreiteiliges Verdeck
– Heckraum mit ausreichend Stauraum von ca. 250 Litern (mein Klapprad passt z. B. dort mit Schutzhülle hinein)
– Der Beifahrersitz kann ausgebaut werden, wenn Längeres zu transportieren ist.
– Neben den Akkus ist auch ein Lademanagement verbaut; es muss also nichts Zusätzliches angeschafft oder mitgenommen werden, um (auch unterwegs) Strom nachzuladen.
– Das Fahrzeug ist mit einem Schlüssel an der Hauben-Entriegelung abschließbar.
– Außerdem verfügt es über eine programmierbare Wegfahrsperre, die über einen frei wählbaren vierstelligen Code aktiviert werden kann.
– Eine helle Hupe sorgt bei Gefahr für gute Warnwirkung: Fußgänger und Radfahrer hören das Twike oft nicht kommen, da sein Antrieb außen fast unhörbar ist. Einige verlassen sich dummerweise nur aufs Ohr…
– Eine Scheibenheizung mit Gebläse sorgt bei Bedarf rasch für klare Sicht von innen.

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Cockpit-Ansicht bei geöffneter Haube)

Extra-Ausstattung meines aktuellen TW 939:
-Ein wichtiges Sicherheits-Extra ist die Scheibenwaschanlage für die klare Sicht bei schmieriger oder salzhaltiger Nässe auf der Windschutzscheibe.
-Die Diesel-Standheizung erspart bei Feuchtigkeit im Inneren durch nasse Kleidung beim Einsteigen den Gebrauch der elektrischen Scheibenheizung, die die Reichweite schmälert und die nur für kurze Zeit laufen kann. Sie kann im Gegensatz zur elektrischen Scheibenheizung feinfühlig dosiert oder aber auch mit voller Leistung genutzt werden – beides im Dauerbetrieb. Bei ein Heizleistung von 2 kW in einem solch kleinen Innenraum regelt man aber rasch wieder herunter oder schaltet ganz aus – mit nur zweimaligem Antippen am Regler.
– Stoffbezüge und Teppichboden Ton in Ton anthrazit
– Dröhnschutz-Innenverkleidung zur Geräuschdämmung in anthrazit.
– Cabrio-Verdeck dreiteilig
– Radio und gute Lautsprecher sorgen bei Bedarf unterwegs für Information und Unterhaltung.
– kräftiges elektrisches Scheibengebläse kalt, zuschaltbar 1500 W Heizleistung, die nach 60 sek automatisch abschaltet wird

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(Innenansicht bei geöffneter Haube: Ladeeinheit und abgedecktes Akkufach)

Elektroauto TWIKE – zum Sicherheitskonzept:
Kann ein solches Leichtfahrzeug überhaupt ’sicher‘ sein? Im Sinne der üblichen Verformungskonzepte üblicher schwerer Automobile zum Auffangen von Aufprallenergie bei einem Zusammenstoß ist es in der Tat nicht konstruiert. Sonst könnte es nicht so leicht sein wie es ist. Haben Sie mal einen PKW nach einem Überschlag gesehen? Das Fahrzeug ist Schrott, auch wenn die Insassen beim Unfall meist gut davon kommen. Nicht so das TWIKE: Ich habe in diesem Frühjahr eines aus der Nähe gesehen, das sich in voller Fahrt bei einem Ausweichmanöver überschlagen hatte: Die Verbundglasscheibe war außen mehrfach gerissen, aber die innere Schicht war unverletzt. Überrollbügel, der Fahrzeugrahmen und die Luran-Karosserie hatten keine Schäden außer einigen Kratzern. Was ist die Idee dahinter? Die Energie wird großenteils elastisch abgefangen; bei dem Fahrzeug musste die Verbundglasscheibe getauscht werden. Das war alles. Da die weiße Kunststoffkarosserie nicht lackiert war, musste nicht einmal die Farbe ausgebessert werden. Der Fahrer blieb bei dem Unfall bis auf leichte Schürfwunden und Prellungen unverletzt.
Bei Zusammenstößen verfolgt dieses Elektromobil ebenfalls eine spezielle Sicherheits-Strategie: Die aerodynamische Gesamtform lenkt bei einem Aufprall frontal oder frontal bis seitlich das Fahrzeug in seiner Bewegungsrichtung um, so dass ein Abprall-Effekt entsteht. Hier wird nicht auf eine pure Absorption der Aufprall-Energie (durch Verformung) gesetzt, sondern vor allem auf deren Umlenkung. Auf diese Weise kommt das Twike nicht abrupt zum Stehen, wobei sehr hohe Energien auf Fahrzeug und Insassen wirken würden, sondern es wird in seiner Bewegungsrichtung abgelenkt und kommt somit erst nach einer gewissen weiteren Strecke zum Stillstand.
Bei Auffahrunfällen mit Insassenbeteiligung entsteht ein Fortschleuder-Effekt, der die Insassen ebenfalls bis zu höheren Aufprallgewschwindigkeiten vor schweren Verletzungen schützt.
Dieses intelligente Sicherheitskonzept benutzt einen massiven Kernrahmen im Inneren (siehe Bild 5), die elastische Luran-Fahrzeugwanne, einen umlaufenden Space-Frame aus Aluminium (in Bild 5 unterhalb der geöffneten Haube gut sichtbar), einen Überrollbügel sowie die sehr stabile Verbundglaskonstruktion der Glaskuppel neben den Schalensitzen mit integrierter Kopfstütze und dem Dreipunktgurt als zentrale Elemente für den Personenschutz.
Im Bereich der aktiven Sicherheit fehlt zwar so etwas wie ABS oder andere elektrische Assistenzsysteme – dafür ist aber die passive Sicherheit konstruktiv hervorragend gelöst. Die niedrigen Haftpflichversicherungskosten belegen, dass das Twike zu den sicheren und wenig in Unfällen involvierten Fahrzeugen gehört.

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(unterwegs am Niederrhein bei Rommerskirchen)

zu bedenkende Nachteile:
Wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. Das ist eine alte Binsenweisheit.
– Nicht verschwiegen sei das geringere Händlernetz gegenüber den großen Autokonzernen: Die nächste Werkstatt liegt nicht um die Ecke. Reifenschäden reparieren oder Ersatzreifen gibt es aber bereits bei der nächsten Moped-/Motorradwerkstatt, die das erledigen kann, weil die Bereifung ein dort übliches Standardformat hat. In meinen bisherigen eigenen 26.000 TWIKE-Kilometern hatte ich unterwegs weder einen Platten noch andere technische Defekte. Das TWIKE ist ein zuverlässiges Fahrzeug und das nicht nur bei schönem Wetter.
(Übrigens beherrscht sogar der ADAC bereits den Transport des TWIKE, falls es einmal durch den Pannendienst heimgeholt werden muss, wie ich mir von meiner TWIKE-Werkstatt habe versichern lassen.)
– Das Twike reagiert stärker auf Seitenwind als die meisten PKW, vor allem bei höheren Geschwindigkeiten. Die Vorderachse hat werksseitig zu wenig Radlast. Ich nehme an stark windigen Tagen 18 kg Taucherblei in einer flachen Tasche angeklettet vorne in der Fahrgastzelle auf dem Teppichboden mit auf den Weg. Diese mäßige Zusatzlast hilft deutlich bei der Beruhigung an Starkwind-Tagen.
– Während man von außen her das Twike kaum kommen hört, sind die Fahrgeräusche innen lauter als bei einem heute sehr gut gedämmten modernen PKW. Hier knattert zwar kein Motor, aber die Motor-/Getriebeeinheit sowie die Abrollgeräusche der Räder sind deutlich hörbar. Das ist der Leichtbauweise geschuldet. Auch der Federungskomfort ist mit einem herkömmlichen PKW nicht zu vergleichen: Die relativ kleinen und schmalen (Moped-) Räder sind mit 5 bar aufgepumpt. Die Federung ist entsprechend hart und ’sportlich‘.

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(Windräder: nicht schön, aber sauber und mit ausreichendem Abstand zu Besiedlung akzeptabel)

Solltest du über einen Fahrzeugkauf nachdenken und nicht zu den Komfort- und Vielfahrern zählen, dann spiele doch einmal durch, ob ein solches Elektroauto nicht zukunftsfähiger ist als ein herkömmlicher PKW mit Verbrennungsmotor oder Elektro- bzw- Hybridantrieb!

Aus Erfahrung mit Interessenten kenne ich zwei Haupt-Gegenargumente: Das erste zuielt auf den hohen Kaufpreis ab. In Zeiten von Niedrigzinsen ist dieses jedoch nur teilweise berechtigt, wenn das Geld nicht für eine Nettozahlung aus eigenen Mitteln genügt. Im Unterhalt, im Wertverlust und in den Werkstattkosten gewinnt das Twike ohnehin gegen seine gewichtigen Konkurrenten von den Autokonzernen ab der unteren Mittelklasse. Das zweite Gegenargument zielt auf die ‚mangelhafte Sicherheit‘: Wir sind in der Tat den Gefahren des hoch beschleunigten Straßenverkehrs ausgesetzt. Durch tonnenschwere Hochsicherheitskrosserien versuchen wir uns dagegen zu schützen und schaffen damit gleichzeitig durch ihre Masse Gefahren für andere Verkehrsteilnehmer. Diese ‚Hochrüstung‘ kennzeichnet unsere Doppelmoral im Straßenverkehr. Das Twike Fahrzeug durchbricht die Rüstungsspirale zumindest teilweise – um den Preis, dass der schützende Innenraum deutlich kleiner und von der Seite her gefährdeter ist. Drei Dinge sind zur eigenen inneren, geistigen ‚Abrüstung‘ vonnöten: 1. Vertrauen in das eigene Verkehrsverhalten und in das der Mit-Verkehrsteilnehmer, 2. Vertrauen in das ‚Glück des Tüchtigen‘ – schließlich 3. die Eisicht in die Tatsache, dass zukunftsfähige ökologische Transportmittel viel leichter sein müssen als die bisherigen Autos, denn nur so ist die Energiebedarfsfrage ordentlich für Mensch und Umwelt lösbar, wenn es denn schon nicht mit Muskelkraft gehen kann.

Wer auch kritischere Töne verträgt, die auf eine bessere Zukunftsfähigkeit des Twike-Konzeptes abzielen, dem sei das Anklicken dieser Zeile empfohlen.